Wenn die eine Mannschaft gegen den Abstieg kämpft und die andere um die Meisterschaft, ist normalerweise entweder ein mattes Gekloppe oder eine demütigende Vorführung zu erwarten. Nichts von beidem allerdings boten die Ü32-Fußballer der TSG Waldenburg und des TSV Neuenstein am vergangenen Samstag bei ihrem Aufeinandertreffen.

Die Partie startete munter. Keine Mannschaft versteckte sich in ihrer eigenen Hälfte, sondern versuchte von Anfang an, die Initiative an sich zu reißen. Nach bereits wenigen Minuten bot sich Waldenburg die Chance einer frühen Führung. Spielmacher Kurosch Stabel schlug noch hinter der Mittellinie stehend einen langen und weiten Pass auf den enteilenden Stürmer Michael Wolf, der den Ball bedauerlicherweise knapp am Neuensteiner Kasten vorbeischlenzte. Die Gastgeber zeigten sich ob der Waldenburger Forschheit jedoch wenig beeindruckt und kombinierten sich Schritt für Schritt auf des Gegners Tor zu. Da die Gästemannschaft recht hoch stand und durch aggressives Pressing versuchte, schnell in Ballbesitz zu kommen, öffneten sich Räume für Tempogegenstöße. Ein solcher Konter läutete dann auch nach gerademal 12 Minuten die Neuensteiner Führung ein. Zu allem Übel agierte Waldenburg nach dem Rückstand zu unbedacht und spiegelbildlich fiel der zweite Gegentreffer nur eine Minute später. Beide Male sah die Waldenburger Abwehr hilflos zu, Keeper Sebastian Flegler war chancenlos.

Nun hätte man gewiss unken können, dass damit bereits die Begegnung entschieden sei. Schließlich führte hier der alleinige Tabellenführer gegen den Vorletzten früh mit 2:0. Aber das Team von Trainer Markus Röser steckte mitnichten den Kopf in den Sand. Obwohl die Neuensteiner insgesamt clever auftraten und das Leder gerne durch die eigenen Reihen kreisen ließen, schaffte es Waldenburg oft genug, in Ballbesitz zu kommen. Leider versiegten die Angriffsbemühungen dann zu häufig vor des Gegners Strafraum. Doch führte der Tatendrang der Seniorenkicker der TSG letztlich doch zum Erfolg. In der 18. Minute war es wiederum ein Geistesblitz des unermüdlichen Stabel, der erneut beinahe aus dem Stand einen treffsicheren Pass weit über die Abwehr der Neuensteiner schlug. Diesmal adressiert an Prince Olumhense Moses, der in den gegnerischen Sechzehner sprintete und dann wenige Meter vor dem Tor zum mehr als verdienten Anschlusstreffer einschob. Das Spiel war nun wieder offen und die Waldenburger drängten mehr und mehr auf den Ausgleich. Aber die Neuensteiner waren ein unbequemer und wenig dankbarer Gegner. Sie hielten stets den Angriffsbemühungen der Gäste stand und lauerten auf Konter. Eine kleine Nachlässigkeit in der Waldenburger Innenverteidigung reichte und erneut stand ein Stürmer frei vor dem TSG-Schlussmann und erhöhte auf 3:1 aus Sicht der Gastgeber. Nun war noch ungefähr eine Viertelstunde bis zur Pause zu spielen und mehr und mehr schlich sich eine unnötige Unsicherheit in das Waldenburger Spiel ein. Sebastian Flegler jedoch sorgte dafür, dass die Neuensteiner in dieser Phase den Spielstand nicht unnötig in die Höhe schrauben konnten. Kurz vor dem Halbzeitpfiff allerdings deutete der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt innerhalb des Waldenburger Strafraumes. Zu recht im übrigen, da erneut ein simpler Querpass die Waldenburger Abwehrkette durchbrochen hatte und der Neuensteiner Spieler nur durch ein Foul gestoppt werden konnte. Der Elfer wurde sicher verwandelt und die Waldenburger wurden mit einem 1:4 in die Kabine geschickt.

In seiner Halbzeitansprache schien Trainer Röser motivierende Worte für seine Mannen gefunden zu haben, denn nach Wiederanpfiff schnürte Waldenburg seinen Gegner in dessen eigener Hälfte oftmals ein. Und endlich funktionierte auch der Abwehrverbund. Der zweite Ball gehörte nun – im Gegensatz zur ersten Hälfte – immer häufiger den Gästen. Neuenstein wusste sich nur durch Fouls zu helfen. Waldenburg zog nun verstärkt ein Kurzpassspiel auf und gab keinen Ball verloren. Die Gastgeber hingegen beschränkten sich auf Konter; die Waldenburger Abwehr, Torwart Flegler oder aber auch mal das Aluminium behielten stets die Oberhand. Daraus resultierte ein deutliches Chancenplus für die TSG. Bis auf wenige Ausnahmen fand das Spiel in der Hälfte der Neuensteiner statt. Alleine das Tor wollte nicht fallen. Bis endlich nach 20 Minuten Spielzeit in der zweiten Hälfte die Waldenburger Bemühungen von einem Erfolgserlebnis gekrönt wurden. Nach einer kurzen Ballstafette über Andreas Küstner zu Thomas Käppler und Michael Wolf spielte dieser seine Schnelligkeit aus und drang über rechtsaußen tief in den gegnerischen Strafraum ein. Wenige Meter vor dem Tor drohte schon ein Abwehrspieler ihn abzugrätschen, doch er schob dem Ball am Torhüter vorbei ins kurze Eck. Das Spielgerät touchierte den Innenpfosten und sprang genau vor die Füße von Andreas Rössler, der keine Mühe hatte, das 2:4 zu erzielen.

Mit diesem frischen Wind im Rücken verschärfte Waldenburg weiterhin den Druck. Der hochverdiente Anschlusstreffer lag in der Luft und wurde nur wenige Minuten später für die Gastgeber zur grausamen Realität. Andreas Philipps hebelte mit einem weiten Pass aus der eigenen Hälfte entlang der rechten Seitenlinie die Neuensteiner Abwehr aus. Wieder einmal setzte Wolf zu einem Sprint an, zog zum gegnerischen Sechzehner und legte dann in die Mitte auf den freistehenden Stabel ab. Dieser sorgte nun für ein wenig Schmunzeln bei den Akteuren. Er ließ die Flanke an sich vorbei springen. Der Ball prallte gegen den mitlaufenden Abwehrspieler, von diesem zum nicht minder überraschten Keeper und schließlich zurück auf Stabels Spann. Etwas für Arnd Zeiglers Rubrik des „Kacktor des Monats“. Aber egal, verdient war dieser Anschlusstreffer allemal und noch blieben den Waldenburgern 20 Minuten, um die Partie vollends zu drehen. Trotz des stellenweise recht hohen Tempos der Begegnung warfen diese nun alles nach vorne. Aber das Leder wollte einfach nicht im gegnerischen Kasten landen. Stattdessen verrannen wertvolle Minuten und letztlich retteten die Neuensteiner ihre knappe Führung über die Zeit.

Diese schmerzhafte Niederlage reißt die TSG-Senioren immer tiefer in den Abstiegsstrudel. Die nächsten und letzten drei Auswärtsbegegnungen sind folglich Endspiele. Das erste findet mittwochs am 15. Juni gegen die Mannschaft aus Bieringen in der Max-Eyth-Straße 1 in 74214 Schöntal ab 19:30 Uhr statt.